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Margit Räuber-Mill

Wie unsere Wahrnehmung und Bewertungen unser Leben bestimmen




 Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben.“ – Epiktet

 

Hast du dich jemals gefragt, warum dieselbe Situation bei unterschiedlichen Menschen so verschiedene Reaktionen auslösen kann? Warum manche Menschen bei einem kleinen Missgeschick ruhig bleiben, während andere sich ärgern? Die Antwort liegt in der Art und Weise, wie wir die Welt wahrnehmen und bewerten.

 

 

Warum Wahrnehmung und Bewertungen so wichtig sind

Unsere Gedanken und Bewertungen wirken wie ein Filter, durch den wir die Welt sehen. Dieser Filter beeinflusst, wie wir uns fühlen und wie wir handeln. Oft jedoch läuft dieser Prozess automatisch und unbewusst ab. Die gute Nachricht ist: Mit Achtsamkeit können wir lernen, diese Automatismen zu erkennen und zu durchbrechen.

 


Ein Beispiel aus dem Alltag

Stell dir vor, dein Chef geht an dir vorbei, ohne dich zu grüßen. Deine Reaktion hängt davon ab, wie du die Situation bewertest:

  • „Ich habe etwas falsch gemacht“: Unsicherheit, Selbstzweifel.

  • „Er hält mich für unwichtig“: Ärger, Frust.

  • „Er hat mich einfach nicht gesehen“: Gelassenheit.


Die Situation selbst ist neutral. Unsere Interpretation macht den Unterschied.



Das ABC-Modell: Ein Schlüssel zur Selbsterkenntnis

Der Psychotherapeut Albert Ellis beschreibt die Entstehung von Gefühlen und Verhaltensweisen mit dem ABC-Modell:

 

  • A – Ereignis: Etwas passiert, z. B. dein Chef grüßt dich nicht.

  • B – Bewertung: Du interpretierst das Verhalten (z. B. „Er mag mich nicht“).

  • C – Konsequenz: Deine Interpretation löst ein Gefühl aus, etwa Traurigkeit oder Ärger.

 

Häufig nehmen wir nur das Ereignis (A) und die Reaktion (C) wahr, während der entscheidende Zwischenschritt – die Bewertung (B) – unbemerkt bleibt. Doch gerade hier liegt unser Einfluss.

 

 

Die Rolle der Achtsamkeit

Achtsamkeit hilft uns, innezuhalten und die automatischen Bewertungen zu erkennen. So können wir bewusst entscheiden, wie wir mit einer Situation umgehen wollen, anstatt uns von unseren Gedanken und Gefühlen steuern zu lassen.

 

Jon Kabat-Zinn beschreibt es treffend:

„Unsere Welt ist wie ein Stummfilm, den jeder Einzelne von uns mit seinen eigenen Kommentaren unterlegt. Unterschiedliche Interpretationen beeinflussen, was als Nächstes geschieht.“

 

 

Praktische Tipps für den Alltag

  1. Bewusst innehalten: Frage dich in stressigen Situationen: „Was denke ich gerade über diese Situation?“

  2. Die Perspektive wechseln: Gibt es eine freundlichere, gelassenere Interpretation?

  3. Gedanken beobachten: Übe, deine Gedanken wie Wolken am Himmel vorbeiziehen zu lassen, ohne sie sofort zu bewerten.

 

Eine inspirierende Geschichte

Paul Watzlawick erzählt in „Anleitung zum Unglücklichsein“ von einem Mann, der einen Hammer leihen möchte. In Gedanken malt er sich aus, dass der Nachbar ihn ablehnen könnte – und steigert sich so in Ärger hinein, dass er den Nachbarn schließlich wütend anbrüllt: „Behalten Sie Ihren Hammer!“

Diese humorvolle Geschichte zeigt, wie unsere Bewertungen uns oft im Weg stehen.


Ein Weg zu mehr Freiheit

Mit Achtsamkeit können wir die Automatismen unseres Geistes erkennen und unterbrechen. Wir lernen, gelassener zu reagieren und bewusster zu handeln.

 

Wie es der Buddha bereits lehrte:

 

„Den Dingen geht der Geist voran. Der Geist entscheidet.“

 









 

 


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